Mann-Sichten

2003 - 2007

Schien in früheren Zeiten die Rolle des Mannes klar definiert, so gibt es heute keine fixen Vereinbarungen mehr, wie ein Mann sich zu verhalten oder wie er auszusehen habe. Das hat zu einer enormen Bandbreite von Männerbildern und Männertypen geführt, die nebeneinander existieren. Diese scheinbare Offenheit und Unverbindlichkeit kann aber auch zu einer Unsicherheit führen. Niemand nimmt dem Suchenden die Selbstdefinitionsarbeit ab, keine Institution, nicht der Staat, und auch nicht die Frauen. Gerade diese Definitionsarbeit interessiert mich in meinem Fotoprojekt. Seit mehreren Jahren arbeite ich mit Männern unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen sozialen Hintergrunds. Ich veranlasse meine Projektpartner, ihr Selbstbild vom Mann-Sein zu zeigen und halte dies in einem Farbfoto fest. Diesem Bild stelle ich ein Schwarzweiß-Porträt gegenüber, das in einem tiefgehenden Gespräch mit ihnen entstanden ist und meine Wahrnehmung dieses Mannes repräsentiert. Die Bildpaare treten im Nebeneinander in einen Dialog. Ausschnitte aus den Gesprächen dokumentieren die verbalen Reflexionen zum Thema und werden zwischen die Bildpaare gestreut, ohne dass eine direkte Zuordnung der Zitate zu einzelnen Porträts erkenntlich würde.